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COHABITATION: Transforming Spaces (greenlab 14.0)

nur für Incom-Mitglieder

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COHABITATON – Transformation von Räumen

»Cohabitation ist die Kunst des Zusammenlebens auf einem beschädigten Planeten.«
 Benjamin Förster-Baldenius, raumlabor berlin

In den Sommern 2024, 2025 und 2026 beschäftigt sich das greenlab, das Labor für nachhaltige Entwurfsstrategien an der weißensee kunsthochschule berlin, mit den vielfältigen Verknüpfungen Berlins mit seinem Umland. 2024 stand dabei – unter dem Titel »Stoffwechsel« – zum Beispiel die Versorgung Berlins mit Wasser und anderen Ressourcen im Fokus.


Die Region ist in den letzten Jahren im besonderen Maße von Dürre betroffen gewesen. Die Veränderung des Klimas wird spürbar. Hitzeereignisse wirken sich auf die Lebenserwartung von Bäumen wie von Menschen aus. Wenn wir hier künftig leben möchten, gilt es diesem Wandel zu begegnen, ohne ihn zu befeuern. Dies birgt Zielkonflikte. Wie gehen wir damit um, dass Wohnraum in Berlin und seinen Randgebieten knapp ist, der Neubau jedoch enorme Emissionen erzeugt, Material und und Energie verbraucht? Einst haben Wärmestuben in Berlin Menschenleben gerettet – in der Zukunft werden es im Sommer kühle Orte sein. Wie schaffen wir es, kühle öffentliche Räume bereitzuhalten, wenn sich unsere Wohnungen nachts ohne extra Energieverbrauch durch Klimaanlagen nicht mehr abkühlen können? Wie wird Berlin eine grüne Stadt, wenn klar ist, dass die meisten Straßenbäume die kommenden Jahre nicht überleben? Wie kann unser Campus künftig im Sommer funktionieren? Wie können wir in der Hochschule Schatten schaffen, Zugluft erzeugen, Regenwasser sammeln und nutzen? Wie schlagen wir Kaltluftschneisen in eine Stadt, die zur international gehandelten Ware erniedrigt wurde? Welche Rolle dabei spielen Materialien und deren Kreisläufe?

Die Herausforderung der kommenden Jahre ist die Transformation unserer Räume – also der Räume, die wir zu unseren machen. Hier in der Hochschule. In den Straßen und auf den Plätzen der Stadt. Von der Spree bis zur Oder. Räume, in den wir gemeinsam leben und arbeiten. 



Schwerpunkte:

* Stadtgrün und Materialkreisläufe

* Campus

* Bauen im Bestand: Zur Transformation von Plattenbauten

Stadtgrün und Materialkreisläufe

Dieser Studiopfad wird die sich wandelnde Beziehung zwischen Natur und Stadtleben untersuchen, mit einem Fokus auf Grünflächen, Materialinnovationen und die Vernetzung von Ressourcen in Berlin und seinem Umland. Durch diese Perspektive werden wir urbane Räume neu denken – als lebendige, nachhaltige Ökosysteme, die sowohl den Menschen als auch den Planeten unterstützen. Verwurzelt im dynamischen Kontext Berlins wird das Projekt innovative Wege für den urbanen Wandel entwerfen, die auf ökologischer Balance, Kreislaufwirtschaft und dem Wohl der Gemeinschaft basieren.

Berlin ist bereits Vorreiter für grüne urbane Innovationen und bietet einen fruchtbaren Boden für diese Auseinandersetzung. Vom wachsenden Netz an grünen Korridoren und Renaturierungsprojekten bis hin zu Initiativen in der Biomaterialentwicklung und der zirkulären Wirtschaft – die Stadt zeigt das Potenzial nachhaltiger urbaner Zukünfte. Konkrete Beispiele wie die Umwandlung des ehemaligen Flughafens Tegel in ein biodiversitätsorientiertes Quartier, der Schutz von Biotopen wie dem Naturpark Südgelände oder dem Gleisdreieck-Park, Kreislaufwirtschaftsprojekte zur Umwandlung von Abfall in Ressourcen, die Integration urbaner Landwirtschaft an Orten wie dem Tempelhofer Feld oder experimentelle Biomaterial-Labore in der ganzen Stadt zeigen, wie Städte sich anpassen und gedeihen können – und dabei Kreativität fördern. Aufbauend auf diesen Erfolgen wird das Projekt untersuchen, wie Berlins Grünräume, ökologische Strategien und Materiallösungen weiterentwickelt werden können und möglicherweise sogar globale Inspiration bieten.

Da urbane Zentren mit Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenmanagement kämpfen, wird die Integration von grüner Infrastruktur immer wichtiger. Stadtgrün ist nicht nur eine ästhetische Ergänzung, sondern ein Fundament für Resilienz und Nachhaltigkeit – tief verwoben mit der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Struktur der Stadt. Dieser Studiopfad wird diese Verbindungen erforschen und die Frage stellen: Welche Rolle können Designer:innen bei der Gestaltung harmonischer Zukünfte für Mensch, Natur und gebaute Umwelt spielen?

Und nicht zuletzt eine ganz konkrete Frage: Wie können die Grünflächen unserer Hochschule positiv mit dem Lernen und Lehren interagieren? Können wir im Außenraum unseres Campus von und mit anderen Spezies, mit Bio- und essbaren Materialien lernen und arbeiten – und was brauchen wir dafür?

Wohnungsfrage und Bauen im Bestand

In Berlin fehlen aktuell mehr als 130.000 bezahlbare Wohnungen. Die Mieten hier steigen so schnell wie nirgendwo sonst in Deutschland. Aber nur eineinhalb Bahnstunden entfernt vom Zentrum Berlins geht der Abriss leerstehender Wohnungen weiter.

Die letzte Bundesregierung versprach 400.000 neuen Wohnungen zur Behebung der Wohnungskrise. Aber es wurde kaum gebaut. Aus sozialer Perspektive ist dies eine Katastrophe; aus klimapolitischer Sicht ein Segen – der Neubau von Gebäuden ist für bis zu 40% der Treibhausgase verantwortlich. Wir sollten aufhören zu bauen. Wir sollten aufhören abzureißen. Wir müssen bestehende Gebäude an heutige Bedürfnisse anpassen – uns einnisten.


Dazu müssen wir mit dem Kopf durch die Wand. Wohnungen spiegeln die Vorstellung vom Zusammenleben. Deutlich wird dies zum Beispiel bei Küchen. In proletarischen Mietskasernen war die Küche zentral, weil der Herd auch den Raum heizte. Kleine Küchen, in der Tradition der Frankfurter Küche, finden wir in den Wohnungen der DDR. Dort war die Nahrungszubereitung teilweise ausgelagert – warmes Essen gab es in Kindergarten, Schule und Betrieb. Heute erleben wir Küchen als soziale und repräsentative Räume: Kochen ist soziale Interaktion und Distinktion. Wenn wir Bestandsbauten für heutige und kommende Nutzungen aufschließen, brauchen wir neue Erzählungen und neue Bilder, die zu Experimenten ermutigen. 

Ein Medium, sie zu kommunizieren, sind Prototypen. Die Werkbundsiedlungen oder die Internationale Bauausstellung in Berlin (1957) stehen für diese Praxis. Sie lieferten anschauliche Beispiele für ein künftiges Zusammenleben. Im Rahmen des greenlab haben wir im Sommersemester 2025 die Möglichkeit, an diese Praxis anzuknüpfen. Die Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft eG stellt uns zwei der auch in Berlin am häufigsten gebauten Wohnungstypen der 1960er/70er Jahre – P2 und Q6 – zur Verfügung, um sie beispielhaft zu transformieren. 

Campus

1956 entstand neben dem Gelände der Trumpf-Schokoladenfabrik in Weißensee der Neu-Bau der Hochschule für angewandte und bildende Kunst. Unter Anleitung von Prof. Selman Selmanagić wirkten Studierende und Lehrende daran mit – ob beim Entwurf, beim Putzen und Vermauern von Trümmerziegeln, beim Ausschmücken des Baus. Integriert wurden die Birnbäume der Kleingärten, die sich vorher an dieser Stelle befanden und – als Pool – der Feuerlöschteich der ehemaligen Fabrik. Geplant war ein Sportplatz, wo jetzt die Weiden stehen. Geplant war, dass das Gebäude als Oberschule genutzt werden soll, wenn die Kunsthochschule einst einen Ort in Berlin-Mitte bekäme. Geplant wurde mit etwa 250 Studierenden. Niemand hat 1956 damit gerechnet, dass die Hochschule 2025 noch immer hier ist, dass hier mehr als dreimal so viele studieren, dass die Winter milder und die Sommer heißer werden.


Wie gelingt es uns, hier künftig besser zu arbeiten und – auch Arbeitszeit ist Leben – zu leben? Wie können wir den Campus entwickeln, ohne ihn weiter zu verdichten? Wie können wir ihn intensiver nutzen, ohne uns etwas zu verbauen? Wie können wir verschatten, wie sammeln wir Wasser, wie machen wir uns Luft? Wie kommen wir dabei zu Lösungen, die flexibel und leicht sind – offenen für Kommendes?

Projekt-Highlights

Das Studio startet mit einem Symposium am 24. April 2025 im Rahmen des 2. Nachhaltigkeitstags unserer Hochschule. Künstler:innen, Designer:innen, Stadtplaner:innen, Ökolog:innen und Community-Aktivist:innen werden über das Potenzial für transformative grüne urbane Zukünfte diskutieren. Anschließend folgen intensive Workshops zu Themen wie zirkuläres Bauen, Biomaterialien und weiteren Schwerpunkten.

Darüber hinaus werden geführte Stadtspaziergänge durch die sich wandelnden Landschaften von Berlin-Brandenburg angeboten – von den aktuellen Wohnrealitäten in Eisenhüttenstadt über großflächige Renaturierungsprojekte in Berlin (z. B. Blühender Campus der TU Berlin oder das Tegel-Projekt) bis hin zu Einblicken in das Haus der Materialisierung und den Textilhafen.

Ein besonderer Fokus liegt auf Datenvisualisierung und Material-Mapping-Methoden, die es den Teilnehmer:innen ermöglichen, verborgene Muster zu erkennen und fundierte, umsetzbare Designvorschläge zu entwickeln.

Durch die Verbindung von visionären Designpraktiken mit realen urbanen Entwicklungen will COHABITATION dazu beitragen, Berlins Rolle als globales Modell für nachhaltige und vernetzte Städte weiter auszubauen.

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COHABITATION – Transformation of Spaces

„Cohabitation is the art of living together on a damaged planet.“
 —Benjamin Förster-Baldenius, raumlabor berlin

During the summers of 2024, 2025, and 2026, greenlab, the Laboratory for Sustainable Design Strategies at weißensee kunsthochschule berlin, is exploring the many interconnections between Berlin and its surrounding areas. In 2024, under the title „Metabolism“, the focus was on Berlin’s supply of water and other resources.

In recent years, the region has been particularly affected by drought. Climate change is becoming increasingly noticeable. Heat events impact the life expectancy of both trees and humans. If we want to continue living here in the future, we must respond to this change without accelerating it. This presents conflicting goals. How do we address the housing shortage in Berlin and its outskirts when new construction consumes enormous amounts of energy and produces high emissions? In the past, warming shelters in Berlin saved lives— in the future, cool spaces will be just as essential during summer. How can we maintain cool public spaces when our homes can no longer cool down at night without energy-intensive air conditioning? How can Berlin become a green city when it's clear that most street trees will not survive the coming years?

How can our campus function in the summer? How can we create shade, generate airflow, and collect and use rainwater within the our college? How do we carve cold air corridors into a city that has been reduced to an internationally traded commodity? What role do materials and their life cycles play in this transformation?

The challenge of the coming years is the transformation of our spaces—the spaces we inhabit and shape. Here at our college. In the streets and squares of the city. From the Spree to the Oder. In the places where we live and work together.

Key Focus Areas:

* Urban greenery and material cycles

* Campus

* Adaptive reuse: Transforming prefabricated buildings

Urban greenery and material cycles

This studio project pathway will delve into the evolving relationship between nature and urban life, focusing on green spaces, material innovation and resource interconnectivity in Berlin and its surrounding regions. Through this lens, we will reimagine urban environments as thriving, sustainable ecosystems that support both humanity and the planet. Grounded in Berlin's dynamic context, the project will envision innovative pathways for urban transformation rooted in ecological balance, circularity and community well-being.

Berlin, already a leader in urban green innovation, offers fertile ground for this exploration. From the expanding network of green corridors and rewilding projects to initiatives in biomaterial development and circular economies, the city exemplifies the promise of sustainable urban futures. Real developments, such as the revitalization of the Tegeler Airport district into a biodiversity-focused neighborhood, preservation of bio-pods such as Naturepark Südgelände or the park at Gleisdreieck, waste-to-resource initiatives, the integration of urban agriculture in places such as  Tempelhofer Feld, and experimental biomaterial labs across the city provide compelling examples of how cities can adapt and thrive, while fostering creativity. By building on these successes, the project will explore how Berlin's green spaces, ecological strategies and material solutions can be elaborated and possibly even inspire global solutions.

As urban centers grapple with challenges such as climate change, biodiversity loss, and resource management, the integration of green infrastructure becomes essential. Urban greenery is not merely an aesthetic addition, it is a cornerstone of resilience and sustainability, woven into the ecological, social, and economic fabric of the city. This project pathway will explore these connections, asking: What role can designers play in shaping harmonious futures for people, nature, and the built environment?

And last but not least, the very concrete question: how can the green spaces at our college interact with learning and teaching in positive ways? Can we learn from and work with other species, with bio- and edible materials in the outdoors of our campus – and what do we need for this?

Housing Issues and Building Within Existing Structures

Berlin currently lacks more than 130,000 affordable apartments. Nowhere else in Germany are rents rising as fast. Yet, just a 90-minute train ride from the city center, the demolition of vacant apartments continues.

The previous federal government promised 400,000 new apartments to address the housing crisis. But very little was actually built. From a social perspective, this is a disaster; from a climate perspective, a relief—new construction accounts for up to 40% of global greenhouse gas emissions. We need to stop building. We need to stop demolishing. Instead, we must adapt existing buildings to today’s needs—we must nest within them.

This requires breaking through walls, both literally and figuratively. Housing reflects our ideas of living together. Kitchens, for instance, tell a story: In early proletarian tenement houses, the kitchen was central because the stove also heated the room. In East Germany, many apartments had small kitchens in the tradition of the Frankfurt Kitchen—partly because warm meals were provided in schools, workplaces, and kindergartens. Today, kitchens are social and representative spaces, symbols of interaction and status. If we want to make existing buildings suitable for today’s and future uses, we need new narratives and new imagery that encourage experimentation.

One way to communicate these ideas is through prototypes. The Werkbund Estates and the International Building Exhibition in Berlin (1957) exemplified this approach, offering tangible models of future living. As part of greenlab, we have the opportunity in the summer semester of 2025 to continue this practice. The Eisenhüttenstadt Housing Cooperative is providing us with two of the most common apartment types from the 1960s/70s—the P2 and Q6 models—to explore and transform as prototypes.

Campus

In 1956, next to the former Trumpf Chocolate Factory in Weißensee, a new building for the Academy of Applied and Fine Arts was constructed. Under the guidance of Professor Selman Selmanagić, students and faculty actively participated—not just in the design process, but also in cleaning bricks from wartime ruins, plastering, and decorating the building. The original site’s pear trees from old community gardens were preserved, and the former factory’s firewater pond was repurposed as a pool. A sports field was planned where willow trees now stand. The building was originally intended to serve as a high school if the weißensee kunsthochschule berlin ever moved to a central Berlin location. It was designed for about 250 students—no one in 1956 imagined that by 2025, the school would still be here, hosting three times as many students in a climate with milder winters and hotter summers.

So, how can we improve how we work and live here in the future?
How can we develop the campus without overcrowding it?
How can we use the space more efficiently without restricting ourselves?
How can we create shade, collect water, and improve airflow?
And how do we find solutions that are flexible and lightweight—open to the future?

Studio Project Highlights

The studio will launch with a symposium on the 24th of April 2025 within a context of the College Sustainability Day, featuring artists, designers, urban planners, ecologists, and community activists who will discuss the potential for transformative green urban futures. This will be followed by intensive workshops on topics such as circular building or biomaterials among other themes. Further on there will be guided city walks in Berlin-Brandenburg's evolving landscapes, from existing housing realities in Eisenhüttenstadt to large-scale rewilding in Berlin (e.g. Bühender Campus, Technische Universität Berlin or Tegel Project) as well as an insight into the Haus der Materialisierung and Textilhafen.

A particular focus will be placed on data visualization and material mapping methods, enabling participants to uncover hidden patterns and propose informed, actionable designs.

By merging visionary design practices with real-world urban developments, COHABTATION aims to contribute to Berlin’s legacy as a global model for sustainable and interconnected cities.

Fachgruppe

Produkt-Design

Fachspezifische Grundlagen: Nachhaltigkeit

Textil- und Material-Design

Entwurfsprojekt

Präsentation und Dokumentation

Visuelle Kommunikation

Entwurfsprojekt

Semester

Sommersemester 2025

Wann

Montag, 09:30 – 17:00

Dienstag, 09:30 – 17:00

Erster Termin

23.04.2025

Raum

C301

Lehrende