In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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„Die sieben (?) Todsünden
Nicht-lineares und emergentes Storytelling“
Im Hauptstudium beschäftigen wir uns z.Z. mit dem Thema „Komplexität“ – denn die Welt scheint zur Komplexität zu tendieren, nichts ist mehr einfach. Unsere Gesellschaft ist auf dichteste Weise vernetzt, die Realität wird immer schwerer fassbar: unsere immer fragilere gemeinsame Umwelt, die weltumspannenden autonome Algorithmen und Maschinen, die hoch konnektierten Finanz-, Kommunikations-, Wirtschaftssysteme, Computation und Künstliche Intelligenz. Diese unterschiedliche Systeme überlagern sich und durchdringen sich gegenseitig wie verschiedenen Matrixen in mehrdimensionalen Räumen - sie sind ein Schauplatz von Prozessen, die sich beständig neu formen, gegenseitig beeinflussen und unerwartete Wendungen hervorbringen.
Emergentes Storytelling – wie es etwa der Künstler Ian Cheng in seinen Arbeiten erforscht – bietet eine Möglichkeit, diese Dynamiken nachzubilden und damit begreifbarer zu machen. Hier entstehen Erzählungen nicht aus einer vorgegebenen Handlung, sondern aus dem Zusammenwirken einfacher Elemente, die in ständigem Austausch stehen. Es sind keine Geschichten, die geschrieben werden, sondern solche, die passieren – durch Zufall, Anpassung und die kontinuierliche Entwicklung der beteiligten Akteure und ihrer Umgebungen. In dieser Logik verliert auch die Ungewissheit ihren Schrecken und wird zu einem kreativen Prinzip.
Karen Barads beschreibt in ihrem Konzept der „Intra-Aktion“, dass Objekte und Subjekte nicht vor ihrer Beziehung existieren, sondern erst durch diese hervorgebracht werden. Ähnlich ist auch emergentes Storytelling ein Prozess, der sich in der Interaktion entfaltet. Figuren, Ereignisse und Umgebungen entstehen nicht unabhängig voneinander, sondern formen sich wechselseitig in einem Netz von Beziehungen, das keine lineare Kausalität kennt. Unser Projekt widmet sich der Idee, wie solche nicht-linearen und emergenten Erzählformen genutzt werden können, um die vielschichtige Dynamik unserer Welt zu erkunden und erfahrbar zu machen. Wir wollen dafür die Game-Engine Unity3D nutzen um gemeinsam Welten zu bauen, in denen sich Narrative durch die Interaktionen in der Welt entfalten.
Inhaltlich beziehen wir uns auf die Standardliste der sieben Todsünden im Christentum: Hochmut, Habgier, Zorn, Neid, Wollust, Völlerei und Trägheit. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Idee dieser Sünden das kollektive Denken, die Kunst und Medien der Populärkultur wie Literatur, Film und Fernsehen geprägt und inspiriert sowie unser Unbewusstes beeinflusst. Aber natürlich sind wir offen für thematische Abweichungen und Updates der Todsünden :-) Gearbeitet wird idealerweise in 2er Gruppen.
Ziel des Kurses ist eine kleine Ausstellung am 14.02.2024, die sieben oder acht virtuelle Szenen im Loop präsentiert. Wir freuen uns auf das Projekt!
„– Ian Cheng
– David O'Reilly
– Danielle Brathwaite-Shirley
– David Claerbout
– Thomas Webb
– Suzanne Treister
– Ed Atkins
– Jakob Kudsk Steensen
– Rebecca Allen“
Visuelle Kommunikation
Fachspezifische Grundlagen: Programmiertechniken
Fachspezifische Grundlagen: Interaction Design
Wintersemester 2024 / 2025