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Die Welt scheint zur Komplexität zu tendieren. Unsere Gesellschaft ist auf dichteste Weise vernetzt und die Realität wird immer schwerer fassbar: Undurchschaubar viele menschliche Systeme unterschiedlichster Bereiche überlagern sich weltweit, sie durchdringen sich gegenseitig wie verschiedenen Matrixen in mehrdimensionalen Räumen und sie tun dies dies vor dem Hintergrund unsere gemeinsamen, immer fragiler werdenden Umwelt.

Nach Wikipedia ist der Ausdruck ›komplex‹ dem lateinischen ›complecti‹ entlehnt, das ›umschlungen‹ aber auch ›verflochten‹ bedeutet. Komplexität bezeichnet Wikipedia als eine große Anzahl von unterschiedlichen Elementen, die untereinander in vielfältigen Wechselbeziehungen, Strukturen und Prozessen in einem Gesamtzusammenhang stehen. Wenn die Zahl der Elemente so groß ist, daß sie nicht alle miteinander in Relation zueinander gesetzt werden können muss akzeptiert werden, etwas nicht zu wissen – mit allen oft als unangenehm empfundenen Gefühlen, die der Fear Of Missing Out (FOMO) ähneln.

Dagegen hat die ursprüngliche lateinische Definition im Sinne von ›umschlungen‹ und ›verflochten‹, eine wesentlich poetischere Sichtweise, die zudem darauf aufmerksam macht, dass in komplexen Systemen das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Emergente Zustände oder emergente Phänomene sind das Entstehen neuer Eigenschaften in einem komplexen Zusammenspiel einfacher Einzelteile. Emergente Phänomene spielen eine wichtige Rolle in natürlichen, sozialen und technologischen Kontexten; So wird in der Philosophie des Geistes zum Beispiel die Meinung vertreten, dass das Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des Gehirns sei.

Für Karen Barad ist die scheinbare Komplexität unserer Welt nicht nur ein Nebeneinander unterschiedlicher Elemente, sondern sie ist das Ergebnis fortlaufender, sich gegenseitig bedingender Prozesse. Sie beschreibt im Prinzip der ›Intra-aktion‹, eine Form dieses Zusammenspiels. Während die traditionelle Physik von Interaktion spricht, das heißt von getrennten Entitäten, die aufeinander einwirken, hebt Barad hervor, dass Entitäten und ihre Eigenschaften nicht vor ihrer Beziehung existieren. Diese Vorstellung verweist darauf, dass die Welt nicht aus stabilen, voneinander unabhängigen Objekten besteht, sondern aus dynamischen Konstellationen, die erst in und durch ihre Beziehungen entstehen. Dies bedeutet, dass Subjekte, Objekte und deren Umwelten untrennbar miteinander verbunden sind und sich fortwährend gemeinsam hervorbringen.

Hilfreich kann in diesem Zusammenhang auch das Konzept der Antifragilität von Nassim Nicholas Taleb sein. Während fragile Systeme unter Stress und Druck zerbrechen, beschreibt Antifragilität Systeme, die durch äußere Einflüsse nicht nur widerstandsfähiger, sondern sogar stärker und anpassungsfähiger werden. Antifragile Systeme profitieren von Unsicherheit, Chaos und Störungen und entwickeln sich in Reaktion darauf weiter. In einer komplexen Welt, in der Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit die Regel sind, ist Antifragilität ein wesentliches Merkmal von Systemen, die nicht nur überleben, sondern inmitten von Herausforderungen gedeihen. Diese Idee erweitert das Verständnis von Komplexität, indem sie zeigt, dass nicht alle komplexen Systeme verwundbar sind; manche können durch die Dynamik der Intra-aktion und emergenter Phänomene sogar gestärkt werden.

Dieses Semesterprojekt konzentriert sich auf die Möglichkeiten, sich der aktuellen Vielschichtigkeit der Welt auf experimentelle Art zu nähern und mit neuen Darstellungsmöglichkeiten von gewonnenen Erkenntnissen zu berichten.

KEYS World-Building / Organisches Computing / Emergenz / Künstliches Leben /künstliche Extelligenz / Visual Research: / Mapping / Kartographie / Non-linear, interactive Storytelling / Zelluläre Automaten

Fachgruppe

Visuelle Kommunikation

Entwurfsprojekt

Projektbegleitende Vertiefung

Semester

Wintersemester 2024 / 2025

Wann

Montag

Raum

C102

Lehrende